Der ehemalige Direktor der Fichtnergasse und Ehrenmitglied
der Vereinigung, Hofrat Dr. Johann Höltl ist am 2.Dezember 2011 im 99.
Lebensjahr verstorben. Der Vorstand der Vereinigung möchte auf diesem Weg
der Familie unser aufrichtiges Mitgefühl und unsere Anteilnahme
übermitteln.
Dr.Höltl war von 1970-1978 Direktor des Gymnasius Fichtnergasse.
Hier ein Auszug aus der Chronik "100 Jahre Fichtnergasse",
die die Direktionszeit von Dr. Höltl würdigt:
Mit Jahresbeginn 1970 trat Hofrat Dr. Hans H ö 1 t 1 sein Amt als Direktor des Hietzinger Gymnasiums an. Während seiner Amtszeit bis zu seiner Pensionierung mit Ablauf des Jahres 1978 gehörte auch er dem Vorstand der "Alt-Hietzinger" an und gewann zu dessen Mitgliedern viele freundschaftliche Kontakte. Die Zeit seiner Tätigkeit als Direktor fiel zusammen mit der Neuordnung des Schulbetriebes nach Inkrafttreten des Schulunterrichtsgesetzes. Ein zentrales Anliegen sowohl des Elternvereines als auch unserer Vereinigung fand durch Dr. Höltl ungeteilte Unterstützung: Im Gegensatz zu den Bestrebungen zur Einführung der sog. "Integrierten Gesamtschule" trat er für die Beibehaltung der Langform der Allgemeinbildenden Höheren Schulen, also der traditionellen Ausbildung der Jugend an den Gymnasien und Realgymnasien ein. In einer gemeinsamen Aussendung der beiden Vereine am Hietzinger Gymnasium - Elternverein und "Alt-Hietzinger" - an die maßgebenden Ministerien, Behörden und die Mitglieder der Schulreform-Kommission vom 12. März 1971 wurde gefordert, daß
"1 die Langform der Allgemeinbildenden Höheren Schulen auch im Rahmen
der geplanten Schulreform erhalten bleiben soll;
2. das Entscheidungsrecht der Eltern über die Schulbildung ihrer Kinder unverändert bestehen bleiben soll;
3. die beabsichtigten Schulversuche in keinem solchen Ausmaß durchgeführt werden sollten, daß bei erkannten Mängeln eine Änderung oder Rückkehr unmöglich ist; die Jugend ist zu wertvoll, um mit ihr in größerem Umfang zu experimentieren;
4. nur bei Nebeneinanderbestehen der projektierten Gesamtschule und der Allgemeinbildenden Höheren Schule in ihrer derzeit bestehenden Langform einerseits das freie demokratische Wahlrecht der Eltern zwischen diesen beiden Schultypen gewahrt bleibt, andererseits eine objektive Beurteilung der Erfolge der einen oder der anderen Schultype möglich ist;
5. Maßnahmen einer Schulreform erst dann realisiert werden, wenn die notwendigen Voraussetzungen (Bildungskonzept, Lehrkräfte, Schulgebäude, Lehrmittel) vorhanden sind."
Zwei Jubiläen feierte die Schule unter Direktor Dr. Höltl: 1972 die 75-JahrFeier mit einem Festakt in der Schule und einem Festbankett der "Alt-Hietzinger" am Abend des 23. März 1972 im Parkhotel Schönbrunn. Unser Mitglied, Freund und Kollege Erich A d 1 e r (Matura 1930), der zu dieser Feier aus Amerika nach Wien gekommen war, ergriff das Wort und schrieb dann in einem Brief, abgedruckt im Jahresbericht 1971/72, u. a., daß er "es einzig und allein der humanistischen, vollkommen unpraktischen, dem Alltag fernstehenden gymnasialen Ausbildung verdanke, daß ich in einem fremden Land ohne Kenntnis der Landessprache sehr rasch festen Fuß fassen und zu Erfolg und Wohlstand kommen konnte. Ich danke dem Schicksal, daß es mir vergönnt war, ein österreichisches Gymnasium zu absolvieren, und daß ich lernte, wenigstens durchschnittliche Leistungen auch in jenen Fächern zu erbringen, für die ich weder Neigung noch Interesse hatte. Die hohen Anforderungen des österreichischen Gymnasiums zwangen dazu, diese Fähigkeit und Selbstdisziplin zu entwickeln, und das Leben hat mir oft und oft abgefordert, was ich auf diese Art erworben hatte. - . . . für jede Zukunft gewappnet ist der Mensch, der in den entwicklungsfähigen Jahren seines Lebens nicht verleitet wird, den Weg des geringsten Widerstandes zu gehen, sondern der gezwungen wird, Schwierigkeiten zu überwinden, seine Willenskraft zu schulen und Selbstdisziplin zu üben."
Es folgte 1977 die 80-Jahr-Feier, für die Direktor Dr. Höltl am 11. Juni 1977 unter Teilnahme der Maturanten des Jahres einen Festakt in der Schule veranstaltete, der dann bei einem "Heurigen" für alle Mitglieder der Vereinigung und die Maturanten in der "Alten Schmiede" in Guntramsdorf - Fahrt mit Sonderzug der Straßenbahn bzw. der Badener Lokalbahn ausklang.
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