Vereinigung der Alt-Hietzinger
81. Ball am 30. Januar 2024

EIN WIEDERGEBORENER FÜRST DER KREUZFAHRERZEIT
RAOUL ASLAN
Schauspieler
(* 16. Oktober 1886 Saloniki, + 17. Juni 1958 Litzlberg/Attersee)


Der über Jahre hinweg unangefochtene Starschauspieler des Wiener Burgtheaters, das sich immer als erste Bühne des deutschen Theaters verstand, stammte aus einem multinationalen Elternhaus. Er wurde auf dem Territorium des damaligen Osmanischen Reiches als Raoul Maria Eduardus Carolus geboren, sein Vater war der Sohn eines reichen Tabakpflanzers armenischer Herkunft, seine Mutter stammte aus einer italienischen Familie, die es nach Ägypten verschlagen hatte. Raouls Muttersprache aber war Französisch, wie es unter dem gehobenen Bürgertum des Osmanischen Reiches damals üblich war.
Sein Großvater Jean Aslan war Steuerpächter des Osmanischen Reiches gewesen, seine Großmutter, Carolina von Bogliacco, Tochter eines österreichischen Konsuls, starb bei der Geburt von Raouls Vater Charles. Raoul Aslans Mutter Corinne Paladini, war, als sie siebzehnjährig Charles Aslan kennen lernte, ein Waisenmädchen, das in Konstantinopel lebte. Sowohl ihr Vater, der als Arzt beim Bau des Suezkanals tätig gewesen war, als auch ihre Mutter waren früh verstorben. Corinne lernte Charles Aslan, der damals noch seine Tabakplantage in Anatolien betrieb, in einer geradezu romantischen Begegnung kennen. Sie gebar ihrem Mann insgesamt sechs Söhne. 

Nach der Geburt von Jean und Frido übersiedelte die Familie nach Saloniki, weil Charles Aslan die Tabakplanatage verkaufen musste, da Tabak Staatsmonopol geworden war. Der Erlös aus dem Verkauf reichte für ein Leben in bestem Wohlstand. Der dritte Sohn Raoul war an ein Haus mit zahlreichen Bedienten (insgesamt 14!) gewöhnt. Natürlich hatte er eine Amme, anschließend eine griechische Gouvernante, die ihn ängstigte. Sie wurde von einer englischen Miss abgelöst, deren steifes und kaltes Gebaren ihn abstieß. Wirklich geliebt hat er sein deutsches Kinderfräulein, eine zärtliche und liebevolle Wienerin, die ihm Deutsch beibrachte und schon früh seinen Hang zum Schauspiel förderte. 

Wesentliche Bezugspersonen seiner Kindheit waren noch seine Tante Hortense, Schwester seines Vaters, die viele Jahre in Florenz gelebt hatte. Sie lehrte ihn Stil und Eleganz, sie weckte in ihm die Vorliebe für die Italianità. Sein Onkel Michel, ein armer Junggeselle, der vom Geld seines Bruders lebte, brachte Kategorien der Ästhetik in sein Leben. Er war der Arbiter elegantiarum schlechthin. 

Charles Aslan entschloss sich, seine Söhne in Deutschland erziehen zu lassen. Zunächst fiel seine Wahl auf Dresden, doch dann entschied er sich für Wien. So kam Corinne Aslan mit den drei älteren Söhnen 1896 nach Wien, die jüngeren Söhne Marcel, Didier und Guy blieben in Saloniki. Die beiden ältesten Söhne besuchten das Piaristengymnasium in der Josefstadt.

Raoul besuchte zunächst die Volksschule in der Johannesgasse, im Herbst 1897 trat er in das k. k. Staatsgymnasium in der Fichtnergasse ein, da die Mutter inzwischen eine Wohnung in der Lainzerstraße 28 bezogen hatte. Gerne erinnerte sich Raoul daran, dass in seiner unmittelbaren Nachbarschaft die später als Tänzerinnen berühmten Schwestern Wiesenthal wohnten. Nach der zweiten Klasse musste ihn seine Mutter ins Piaristenkonvent nach Horn geben, da er ein schlechter und auch fauler Schüler war und sie offenbar mit dem Jungen nicht recht fertig wurde. Nur sein Religionslehrer war mit dem schon damals sehr religiösen Burschen zufrieden. 

Aber auch am Horner Konvikt, das auch Raouls Bruder Didier besuchte, kam es zu keiner schulischen Trendwende. Auch in Horn dürfte - ganz im Gegensatz zur Enge der Kleinstadt - das pubertäre Bonvivant-Leben des jungen Mannes, der sich zum Schauspielerberuf schon in der Mittelschule hingezogen fühlte, nicht so ideal angekommen sein. Übrigens schreibt Raoul schon von Horn aus seinem Vater, dass für ihn nur der Schauspielberuf in Frage käme. Erzählungen berichten, dass der Achtzehnjährige höchst elegant gekleidet mit Stock und Hut in der Stadt zu spazieren pflegte. Jedenfalls absolvierte er die 7. Klasse - er hatte sie wiederholen müssen - und die 8. Klasse wieder in der Fichtnergasse. Seine Mutter war inzwischen in eine Wohnung in der St. Veitgasse Nr. 17 übersiedelt. Nach der siebenten Klasse stellte er sich zähneknirschend einer Wiederholungsprüfung in Mathematik, aber insgesamt ertrug er den Schulalltag nur mühevoll. Nur im Unterrichtsgegenstand Deutsch hatte er nie Probleme. Allein die Tatsache, dass er in Wien alle Theater besuchen konnte und die Caféhäuser ihm offen standen, versöhnte ihn mit der Schule. Sein Stammcafé war das von Adolf Loos erbaute Café Museum, wo er Franz Theodor Csokor, Max Mell und Anton Wildgans kennen lernte. Es waren jene aufregenden Jahre in Wien, als an der Hofoper Gustav Mahler dirigierte und Alfred Roller für viel diskutierte Bühnenbilder sorgte. Es sangen die Primadonnen Anna Bahr-Mildenburg und Marie Gutheil-Schoder. Von Hugo von Hofmannsthal waren schon die ersten Gedichte erschienen, Rainer Maria Rilke zählte bereits zu den populären Lyrikern. In den Caféhäusern wurde für oder gegen Hermann Bahr oder Karl Kraus gestritten, man gehörte der Partei des Josef Hoffmann oder der des Adolf Loos an.

Tief beeindruckt zeigte sich Raoul Aslan von einem Gastspiel der Sarah Bernhardt am Carltheater in der Rolle der Kameliendame. Die ganze Weite und Schönheit seines Sehnsuchtsberufs brachte ihm das Gastspiel der Duse zu Bewusstsein, die er wenige Wochen später in der gleichen Rolle sah. Bei ihr fühlte er mehr Seele und Emotion in der Darstellung der großen Liebenden. Noch als Mittelschüler durfte Aslan 1904 dem großen Sonnenthal vorsprechen, der meinte: "Der junge Mann hat eine große Zukunft."

Da er im zweiten Semester der achten Klasse sowohl in Latein als auch in Physik ein Nichtgenügend hatte, wurde er zur Matura nicht zugelassen. Der Nachprüfung in diesen beiden Fächern stellte er sich nicht mehr, der Wunsch Schauspieler zu werden, war übermächtig geworden. 

Im September 1906 trat er bereits ein Engagement als Volontär am Hamburger Schauspielhaus bei Alfred von Berger an. Berger, mit der Schauspielerin Stella Hohenfels verheiratet, war ein Theaterenthusiast, der viel Verständnis für junge Leute hatte. Aslan nahm Schauspielunterricht bei der großen Tragödin Franziska Ellmenreich, sie brachte ihm das Fach von der Pike auf bei. Seine erste Rolle war die des Varro, Diener des Brutus, in Shakespeares "Julius Caesar" am 2. November 1906. Die Hamburger Jahre, in denen er, mit ganz kleinen Rollen beginnend, sich langsam ein Repertoire eroberte, beendete er jedoch, um sich Praxis in der Provinz zu erwerben. Er spielte in Teplitz-Schönau, Karlsbad, Graz und St. Pölten, was ihm wichtige Einsichten in die Höhen und Tiefen des Berufs brachte und ihn die Kardinaltugend des Schauspielers, nämlich Disziplin, lehrte. Als er 1907 eine Lesung in Wien veranstaltete, schrieb Alfred Polgar am 8. November 1907 im "Neuen Wiener Journal": Ein junger Schauspieler, Herr Raoul Aslan, las gestern Verse und Prosa vor. Das geschah in Hietzing, in dem bandförmig einem dicken Säulenhals herumgewundenen Saal des 'Ottakringer Bräu' ... Herr Aslan ist ein hübscher junger Mann mit einem edlen Profil. ... Männliches, über die Erde groß hinschreitendes Pathos nicht seine Sache ... Sein Vortrag ist reich an lyrischen Akzenten und er macht von diesem Reichtum splendidesten Gebrauch ..."

Bevor er 1911 ein Engagement am Stuttgarter Hoftheater antrat, wo er als Jungstar des Ensembles sehr erfolgreich war und sich die Gunst des Publikums eroberte, spielte er noch zwei Jahre in Graz unter der Direktion von Heinrich Hagin. Es waren seine exaltierten Jahre, als er sich zwei große Hunde hielt, um seine Außergewöhnlichkeit zu unterstreichen. 

Im Jahr 1913 begann er im Sommer eine wilde Affäre mit einer Italienerin, die jedoch nicht lange hielt. Auch die Begegnung mit der exaltierten Isadora Duncan in Kostantinopel wird man als ephemeres Ereignis abtun können. Wirklich erschüttert hat ihn im November 1913 der Tod seines Bruders Frido, der Selbstmord begangen hatte. Seine Bruder Nino berichtete ihm damals in einigen Andeutungen über die Motive des Bruders, im Übrigen schrieb er sehr pessimistisch über den Untergang der alten Türkei, die den Brüdern eine geliebte, exotisch ferne Heimat gewesen war. Seine Mutter, die Jahre mit ihm in Deutschland gelebte hatte, hatte nach dem Tod des Vaters wieder geheiratet und lebte in der Nähe von Konstantinopel. Ein weiterer Schicksalsschlag traf die Familie, als auch sein Bruder Nino den Freitod suchte. 

In all den Stuttgarter Jahren rissen seine Fäden zu Wien nicht ab, immer wieder versuchte Aslan, bei aller Wertschätzung der Erfahrungen in der Provinz, ein Engagement in Wien zu bekommen. 1917 war es endlich soweit, das Deutsche Volkstheater bot ihm eine Chance. Er debutierte am 11. August 1917 mit Gabriel Schilling - es war ein großer Erfolg. In der Folge spielte er zahlreiche Rollen, u.a. im April 1920 den Fernando in Goethes "Stella" unter der Regie von Max Reinhardt. 

Damals wohnte er in Wien mit seinem Bruder Didier bei Madame Roxane, einer ältlichen Dame, die sich als Dichterin versuchte. Obwohl Aslan damals schon recht gut und regelmäßig verdiente, plagten ihn immer wieder finanzielle Sorgen. Sein Einkommen konnte nicht ganz mit seinem Lebensstil mithalten. Der Untergang der Monarchie, der alten Ordnung in Europa bedrückte ihn, seine Familie hatte schwere Verluste hinnehmen müssen, seine Brüder Marcel und Guy, während des Krieges Berufsoffiziere, hatten Mühe, ihr Leben einzurichten. Marcel wurde Kaufmann, Guy ging nach Abschluss seines Ingenieurstudiums nach Argentinien.

Aslans Name hatte inzwischen einen guten Klang, sodass ihn Albert Heine an das Wiener Burgtheater, gleichsam den Parnass der Schauspielkunst, holte. Sein Debut war am 1. September 1920 mit Orest, seine erste große klassische Rolle war der Hamlet unter der Regie von Heine. Er spielte diese Rolle als reifen Mann und nicht als Jüngling. Belastend für ihn war, dass er gegen den Schatten des großen Josef Kainz anspielen musste. Alfred Rollers Inszenierung experimentierte mit der Beleuchtung, durch sparsames und punktuelles Licht aus den Logen rückte der einzelne Schauspieler näher an das Publikum. 

Zwei Jahre später spielte er die Hauptrolle in "Antonius und Cleopatra", im Schönbrunner Schlosstheater begeisterte er als Petrucchio. Unter der Direktion von Wildgans spielte er den Prospero, den Jacques in "Wie es auch gefällt" und den Malvolio in "Was ihr wollt". Unter der Regie von Lothar Müthel rundete er sein Shakespeare-Repertoire mit dem Herzog in "Maß für Maß" und dem Antonio im "Kaufmann von Venedig" ab. Als er 1931 den Franz Moor in Schillers "Räubern" übernahm, schrieb ein Kritiker: "Dieser Franz war ein verblüffendes Requisit der Hässlichkeit." Aslan hatte nie ein eng umschriebenes Fach, sondern spielte von Tragödie bis Farce alles gleich hinreißend. Lässt man die Fülle seiner Rollen Revue passieren, so verwundert nicht, dass er hin und wieder Textschwierigkeiten hatte. Zwischen 1920 und 1944 spielte er jährlich in bis zu zwölf verschiedenen neuen Rollen. Seine letzte Partie 1944 war die des Kandaules. 

Auch Aslans Bruder Didier war dem Schauspielberuf verfallen, er tendierte allerdings mehr zur leichten Muse der Operette. Er hinterließ einen Lebensbericht über seinen Bruder Raoul, erschienen 1953, in dem er meinte, dass sie beide aus einer "Märchenwelt hervorgegangen" wären. 

Aslan war ein Meister der Sprechtechnik, der sein unverwechselbares Organ kultivierte. Der besondere Reiz seiner Sprache bestand in der mediterranen Sprachmelodie, die Vielsprachigkeit seiner Lebensräume schimmerte in der Klangfarbe seiner Stimme immer wieder durch.

1929 wurde Aslan als Erster mit dem Titel eines Kammerschauspielers - diese Bezeichnung ersetzte den einstigen "Hofschauspieler" - geehrt, 1946 wurde er zum Ehrenmitglied des Hauses gewählt. Bis zu seinem Tode blieb er dem Haus treu, in dem er nicht nur als Schauspieler, sondern auch als Regisseur und Direktor wirkte. Letztere Funktion übte er in den schwierigen Nachkriegsjahren bis 1948 aus. Die "Burg" fristete damals ein Exildasein im Ronacher, da das Haupthaus durch Bomben zerstört war. Um die Raumnöte wettzumachen, bespielte er auch zwei Jahre lang den Redoutensaal mit größtem Erfolg. Als herausragende Regieleistungen seien seine Inszenierungen von "Das Salzburger Große Welttheater" von Hofmannsthal, Goethes "Iphigenie auf Tauris" und "Torquato Tasso" hervorgehoben. Trotz seiner unwandelbaren Treue zum Haus am Ring versagte er sich nicht manches Gastspiel und er übernahm interessante Rollen im Rundfunk und auch im Film. 

Wenn auch seine Jugendjahre in Horn und in Wien glauben machen könnten, dass er eine beachtliche Schwäche für das weibliche Geschlecht hätte, so dürfte er sich schon in seinem letzten Schuljahr über seine auch vorhandenen homophilen Neigungen klar geworden sein. Jedenfalls begann er im Sommer 1905 eine Korrespondenz mit einem Freund, dem er seine wahren Gedanken und Gefühle anvertraute. So schrieb er am 12. August 1905 sehr offen über sein Verhältnis zur Institution Schule: " ... denn ich liebe das Leben und ich hasse die Schule, weil sie Verknöcherung des Lebensgeistes bedeutet, tötende Einförmigkeit statt Erregung und flackernde Leidenschaft." 

Während seines Engagements in Stuttgart erhielt er auch schwärmerische Briefe von Männern, die er aber ziemlich grob zurückwies. Lediglich die Briefe eines Tübinger Anbeters, des "kleinen Alfred", bewahrte er auf. Möglicherweise sprachen sie ihn in ihrer Ehrlichkeit an. So beschreibt der "kleine Alfred" ziemlich klar, was ihn an dem Schauspieler faszinierte: " ... durch die romantisch-orientalische Atmosphäre angezogen, die Sie umgibt." Er traf ihn auch immer wieder. Als Alfred ihm nach Kriegsausbruch mitteilte, dass er einrücken würde, schrieb er ihm einen ziemlich leidenschaftlichen Brief. Alfred starb schon im Oktober den "Heldentod" fürs Vaterland. 

Schon seit mehreren Jahren hatte er eine fixe Beziehung zu einem jungen Kroaten, der in Wien Gesang studierte. Ab Herbst 1918 wohnte er mit seinem Freund Zeljko gemeinsam in einer Wohnung. 1931 kam es zu einer schweren Krise in dieser Beziehung, als Aslan seinen "Lebensmenschen", den jungen Schauspieler Tonio Riedl, kennen lernte. Mit dem um 20 Jahre jüngeren Mann ging er eine Gemeinschaft ein, die bis zu seinem Tode währte. Zeljko löste sich nur nach schweren Konflikten von Aslan, er begann Medizin zu studieren und ließ sich als Arzt nieder. Er starb jedoch früh. Aslan, immer seinetwegen in Gewissenskonflikten, kümmerte sich bis zu Zeljkos Tod um ihn. 

Wenn gleich Aslan ein Liebling des Wiener Publikums war und durch ganz Wien ein Aufschrei der Entrüstung gegangen wäre, wenn seitens der Nationalsozialisten etwas gegen ihn unternommen worden wäre, war er doch immer in Gefahr. Es war nicht nur allgemein bekannt, dass er ein Gegner des Regimes war - er hatte immerhin eine Rolle in dem Propagandafilm "Jud Süß" abgelehnt -, sondern er musste auch trachten, seinen Gefährten Tonio zu beschützen. Als Tonio auf Wehrmachts-Tournee ging, um dem Wehrdienst zu entkommen, schrieben sie einander verschlüsselte Briefe. Freunde hielten ihre Hand schützend über ihn, auch die Gattin des Wiener Bürgermeisters Neubacher warnte ihn im Sommer 1941 vor einer möglichen Verhaftung durch die Gestapo. 

Trotzdem wurde Tonio, der ewige Jüngling, der seinen älteren Partner mit unglaublicher Liebe und Verehrung umgab, 1944 zum Militär nach Pardubitz eingezogen. Dank der Hilfe befreundeter Ärzte wurde er in ein Wiener Lazarett überstellt. Erst 1947 zog Tonio Riedl nach Verlust seiner eigenen Wohnung in die Strudlhofgasse in Aslans Wohnung. Er umsorgte seinen Freund in den letzten Lebensjahren liebevollst. 1944 schrieb Riedl in einem Brief: "Der da mit dem herrlichen Menschenantlitz ist Schicksal."

In seinen letzten Lebensjahren, als sein Kampf mit dem Text schon zum geliebten und gewohnten Amusement des Stammpublikums gehörte - die Anekdoten über seine "Hänger" sind zahllos -, spielte er noch immer kleine, aber ausgefeilte Charakterrollen wie den Questenberg im "Wallenstein" oder den Kalb in "Kabale und Liebe". 

Anlässlich der Eröffnung des wiederhergestellten Burgtheaters spielte er in Grillparzers "König Ottokars Glück und Ende" den Ottokar von Horneck. Sein Lob auf Österreich war die letzte Rolle, die er auf den Brettern des geliebten Hauses spielte. 

In seiner Freizeit beschäftigte er sich gerne mit religionswissenschaftlichen Fragen und mit Okkultismus. Ein wichtiger Freund und Diskussionspartner in religiösen Fragen war ihm Pater Diego Götz. 

Die Kritik erging sich über Aslans Spielstil in geradezu schwärmerischen Hymnen, alle Beobachter bescheinigen seine elegante Erscheinung. Schon als Jüngling habe ihn etwas über seine Jahre Gereiftes umgeben, er wirkte wie ein "Prinz aus dem Morgenland", der, jeglichem Pathos abhold, eher zu "müd umflorter Vornehmheit" und Melancholie neigte. Er brachte die Verlorenheit des Einzelnen, die Schwermut und das Leiden des Verführten auf die Bühne. Er entwickelte seine Rollen aus dem Intellekt und war doch ein Komödiant aus Instinkt. Als "Magier der Szene" gestaltete er die wichtigsten Charakterrollen, die das Repertoire bot. Der Schriftsteller Fritz Herzmanovsky-Orlando schrieb für Aslan folgende Widmung: "Dem großen Meister, der den ganzen Zauber des mittelalterlichen Orients verkörpert, der selbst ein wieder geborener Fürst der Kreuzfahrerzeit scheint, Raoul Aslan, der die Schwester Athens, Wien, in seinem Zauberbann hält, widmet dies Buch in Verehrung der Verfasser."



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